Kryptowährungen: Dotcom-Blase war viel größer

Die Dotcom-Blase ist immer noch viel größer als die „Kryptowährungsblase“.

Initial Coin Offerings (ICOs) sind ein heißes Thema im Bereich der Kryptowährungen. Viele bringen massive Profite, zahlreiche andere sind dagegen waschechte Schwindel. Aber bildet sich da wirklich eine Blase?

Auch wenn es den Kryptowährungsmärkten nicht gerade an Kontroversen mangelt, sind es doch einige ICOs, die den Vogel abschießen. Auf der einen Seite eröffnen ICOs normalen Leuten die Möglichkeit, sich gewinnbringend an Startups zu beteiligen. Das war früher nur Menschen mit sehr viel Geld vorbehalten. Die Unternehmen wiederum haben durch ICOs den Vorteil sofortiger Liquidität und andere Vorteile.

Demgegenüber wirft eine kürzlich vom Netzwerk Ernst & Young veröffentlichte Untersuchung ein anderes Licht auf ICOs. Die Studie zeigt, dass 10 Prozent aller bisher über ICOs gesammelten Mittel verloren gegangen sind oder gestohlen wurden. Hinzu kommt auch, dass viele ICO-Kandidaten in Wahrheit unglaubwürdig sind. Dazu äußerste sich auch Dr. Garrick Hileman, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Cambridge. Hileman führt gerade als Mitbegründer des Blockchain-Start-ups Mosaic einen ICO über 25 Millionen USD durch. Gegenüber der britischen Wochenzeitung „The Telegraph“ sagte Hileman:

„Es gibt offensichtliche Betrugsfälle, „Pump-and-Dump“-Maschen, falsche Informationen und fehlende Offenlegung von Interessenkonflikten. Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, dass uns dieser Kanal der Mittelbeschaffung noch eine ganze Zeit lang begleiten wird. [Frühphaseninvestitionen] waren traditionell Millionären und Milliardären vorbehalten. Jetzt hat auch der kleine Mann mal eine Chance“.

Schwarzmaler innerhalb und außerhalb des Kryptowährungsbereiches bringen immer wieder die Dotcom-Blase ins Gespräch. Ihrer Meinung nach ist Bitcoin eine Blase, ebenso wie der ganze Kryptowährungsmarkt. Aber kann man den heutigen Markt wirklich mit dem Markt der Jahrtausendwende vergleichen?

Igor Erker von Columbus Capital, einem Beratungsunternehmen, das sich auf Kryptowährungen spezialisiert hat, glaubt das nicht.

Erker erklärte gegenüber „The Telegraph“, dass der heutige Kryptomarkt einen Wert von ungefähr 500 Milliarden USD habe. Das sei weit entfernt von den geschätzten 6 Trillionen USD, die die NASDAQ im Jahr 2000 wert gewesen sei. Erker sagte:

„Der durchschnittliche Kryptowährungsanleger ist zwar nach absoluten Maßstäben ein Kleinanleger, aber er versteht und akzeptiert die Volatilität des Marktes viel besser als ein Pensions-Kleinanleger des Jahres 2000“.

Ob sich nun eine Blase bilde oder nicht, die Marktkorrektur komme sehr bald, wenn sie nicht schon erfolgt sei, sagte der Kryptowährungsexperte Laszlo Giricz gegenüber „The Telegraph“. Trotzdem sei das nichts, worüber man sich Sorgen machen müsse, erklärte Giricz weiter.

„Die Korrektur wird nicht das ganze Umfeld vernichten. Sie wird eher eine wirklich positive Änderung bewirken. Ich glaube fest, dass 70 oder 80 Prozent des Marktes eigentlich im Blockchainbereich nichts zu suchen haben. [Die Coins und Unternehmen], die nur dazu dienen sollen, Geld zu machen, werden verschwinden“.

Giricz fügte hinzu, dass nur die Unternehmen, die „eine Lösung für Probleme in der echten Welt“ anböten überleben würden.

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