Mehr als 150 Blockchain Patentanmeldungen von Banken

Patentdaten zeigen das seltsame Verhältnis des Bankgewerbes zu Bitcoin.

Banken und Bitcoin sind ungewöhnliche Bettgenossen, aber beide haben doch auch einige Überschneidungen. So ist Bitcoin für seine Befürworter die Zukunft des Geldes, aber man braucht immer noch „herkömmliches“ Geld, um Kryptowährungen zu kaufen. Diese Geldbewegungen werden aber von den Banken kontrolliert. Wenn diese Oligarchen sich durchsetzen, werden sie schließlich auch einen beherrschenden Anteil im Kryptobereich innehaben, wie neueste Patentdaten zeigen.

Banker und der übrige Teil der angestammten Investmentwelt haben es versäumt, früh genug auf den Bitcoin-Zug aufzuspringen. Mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen haben sie nicht an das vermeintliche „Internet-Falschgeld“ geglaubt, das Anarchisten feilboten. Damit konnten sich die sogenannten „Cypherpunks“ durchsetzen. Zuerst behielten die Banken Recht. Dann aber, nach ein paar Fehlstarts, setzte es sich durch. Mit Wucht. Heute können der Banksektor und die Wall Street nicht genug von Bitcoin bekommen. Unabhängig davon, ob es um den Launch zukünftiger Trading Desks, die Akquise von Börsen (wie etwa der Kauf der Kryptobörse Poloniex durch das von Goldman Sachs unterstützte Start-up Circle) oder um die Markteinführung eigener Blockchains geht.

Wie die Webseite „news.Bitcoin.com“ vor zwei Wochen berichtete, gehören Banken zu den eifrigsten Anmeldern von Kryptowährungspatenten. Die Bank of America nimmt dabei den Spitzenplatz ein. Damit werden einige Dinge deutlich. Zunächst wird klar, dass die Großbanken Bitcoin und die unterliegende Blockchain heimlich bewundern. Darüber hinaus zeigen sie so, dass sie bei Bitcoin zwar den Anschluss verpasst haben mögen, aber entschlossen sind, die verlorene Zeit aufzuholen. Ihr neues Motto scheint zu lauten: „Wenn man den Feind nicht besiegen kann, muss man ihn umarmen“. Natürlich bedeutet das fröhliche Anmelden von Kryptowährungspatenten durch die Bank of America aber nicht unbedingt, dass die Bank alsbald ihr eigenes „Bank-of-America-Coin“ herausgeben wird.

Über 150 Patente zu Kryptowährungen von Banken angemeldet

Die Webseite „Bitcoin Patent Report“ hat eine Liste von Firmen aus dem Bankensektor zusammengestellt, die fleißig an der Kryptofront tätig sind. Neben der Bank of America, die die Liste anführt, beherbergen die Top-10 noch einige weitere interessante Einträge. Alle davon sind multinational. Als Beispiel soll hier die Toronto-Dominion Bank dienen, die etwa 85.000 Mitarbeiter hat. Fidelity Investments hat weitere 45.000. Beide gehören zu der Art von Institution, die die Mittel hat, ein Projektteam auf die Blockchain anzusetzen und Geld dafür bereitzustellen – „nur zur Sicherheit“. Wenn das Team erfolgreich ist und den nächsten Spitzenkonsensalgorithmus oder eine Blockchain mit unglaublich hohem Durchsatz entwickelt, erntet die Bank – dank ihres Patents – den Profit. Wenn hingegen nichts dabei herauskommt, ist das für die Bank kein großer Verlust.

Während die offiziellen Zahlen ungefähr 150 Anmeldungen von Kryptowährungspatenten durch Großinstitute zeigen, dürfte die tatsächliche Anzahl etwa zwei- bis dreimal höher liegen. Patentanmeldungen werden generell nicht eher als 18 Monate nach der ersten Einreichung veröffentlicht. In eben diesem Zeitraum liegt aber viel des explosiven Wachstums und der Investitionen im Kryptobereich. In Wahrheit dürfte die Anzahl der Patentanmeldungen aus der Bankenbranche vermutlich eher bei 500 liegen. PayPal, das ganz grob als Konkurrent der Kryptowährungen gelten könnte, ist ein bemerkenswerter Eintrag auf der Liste. PayPal wird mit 11 Patenten aufgeführt und hat kürzlich ein Patent für ein „beschleunigtes Kryptowährungstransaktionssystem“ angemeldet.

Im Internet der Zukunft ist alles online und miteinander verbunden. Die Mauer zwischen der herkömmlichen Finanzwirtschaft und den Kryptowährungen hat sich bereits von „kräftig“ zu „papierdünn“ gewandelt. Erneuerer auf beiden Seiten haben die Mauer bereits übersprungen und bringen so die Grenze zwischen Krypto- und Fiatwährungen zum Verschwimmen. Hinzu kommt der Aufstieg des Internet-der-Dinge, dessen Geräte vermutlich auf Quasi-Blockchains basieren werden und bestimmte Merkmale mit Bitcoin teilen. Zusätzlich gibt es einen ganzen Schwung von Innovation. Da verwundert es nicht, dass Banken versuchen, sich selbst im Zentrum zu positionieren, nicht zuletzt, um ihre eigene Zukunft zu sichern.

In den letzten Wochen haben Goldman Sachs, die Bank of America und JP Morgan in ihren jährlichen Berichten an die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC die von den Kryptowährungen ausgehende Gefahr angesprochen. Auch wenn Bitcoin nicht in Begriff ist, das SWIFT-Bankensystem alsbald zu ersetzen, repräsentieren Kryptowährungen doch ein neues Wirtschaftssystem. In Anbetracht des revolutionären Potenzials der Blockchaintechnologie und der damit verbundenen Kryptowährungen ist es nicht überraschend, dass Großbanken sich einen Anteil sichern wollen. Die Patentdaten sind nur einer von mehreren Indikatoren, die zeigen, dass die Giganten des Finanzsystems die Kryptowährungen sehr ernst nehmen.

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