Kehrtwende: Frankreich empfängt ICOs nun mit offenen Armen

Paris vollführt eine unglaubliche Kehrtwende im Hinblick auf die Akzeptanz von ICOs.

Frankreich schickt sich an, die ICO-freundlichste Rechtsordnung zu werden. Nach Angaben örtlicher Medien ist  das französische Finanzministerium bereits dabei, entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen. Inhalt dieser Gesetze soll eine freiwillige Regulierung sein.

„Unser Ziel ist es, rechtliche Sicherheit für diejenigen zu bieten, die diese Sicherheit wünschen. Gleichzeitig sollen diejenigen, die ihren eigenen Weg gehen möchten, nicht daran gehindert werden. Wir sehen die Dinge eher liberal.

Wir arbeiten an einem flexiblen, nicht-abschreckenden Rahmen. Gleichzeitig sind wir natürlich auch nicht naiv. Wir wissen, dass diese Produkte riskant sein können“, so erklärten Quellen aus dem französischen Finanzministerium gegenüber örtlichen Medien.

Die französische Finanzaufsichtsbehörde AMF plant dabei die Umsetzung eines innovativen Ansatzes mit freiwilliger Regulierung. Der Regelrahmen für ICOs wird vermutlich eine wahlweise Zulassung beinhalten, die jeweils mit oder ohne Lizenz der AMF auskommt. Diejenigen Unternehmen, die eine Lizenz wünschen, müssen ihren Investoren Garantien bieten können. Gleichzeitig werden ICOs ohne Zulassung in Frankreich jedoch nicht verboten. Das ist ein Ansatz, der sich von allem Bisherigen unterscheidet.

Der Grundgedanke steht in deutlichem Kontrast zur Haltung der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC. Dort wendet man vielmehr jahrhundertealte, diskriminierende Gesetze auf die Innovationen des 21. Jahrhunderts an. Eine der Abteilungen der SEC betrachtet sogar cloudbasierte Miningverträge als Wertpapiere.

Paris hat mit seinem Vorgehen scheinbar auch London überholt. Das Vorgehen Frankreichs ist zu begrüßen und zugleich ein ziemlich interessantes Experiment. Ein lizenzierter ICO ist natürlich vertrauenswürdiger. Das gilt, wenn die Lizenzvergabe akzeptable Voraussetzungen hat und schnell erfolgt. Auch wird eine offizielle Zulassung vermutlich die Menge der Berichterstattung und das Investitionsinteresse beeinflussen.

Ein nicht-lizenzierter ICO muss hingegen erklären, warum er nicht den – vermutlich vernünftigen – Richtlinien folgt. Es kann sein, dass ICOs ohne Lizenz bis zum Beweis des Gegenteils etwas skeptisch betrachtet werden. Dies gilt insbesondere, wenn die Voraussetzungen einer Lizenzierung angemessen sind und der Ablauf zügig ist. Trotzdem bleibt damit jedem Unternehmer eine freie Wahl.

Das ist anders als in den USA, in denen ICOs mit uralten Gesetzen behindert werden. Ja, einige ICOs sind betrügerisch und gehören verboten, aber dafür gibt es genügend andere Gesetze, die auf diese Fälle angewendet werden können.

Frankreich hingegen verlässt sich auf diese anderen Gesetze, um betrügerische Machenschaften zu unterbinden und verhindert nicht einfach alle ICOs. Das ist ein radikaler Schritt und zugleich ein äußerst innovatives Experiment. Zugleich nimmt dieser Voluntarismus auch die Regulierer in die Verantwortung.

Die Zulassung ist natürlich ein wertvolles Kennzeichen. Sollte niemand das Kennzeichen wünschen, stimmt vermutlich etwas mit den Richtlinien nicht. Um grünes Licht nach den Regularien der SEC zu erhalten, ist dagegen viel mehr erforderlich. Man benötigt nach wie vor lange Formulare, eine Heerschar von Anwälten, ziemlich viel Geld und monate- oder gar jahrelange Geduld.

Die Frage, an der die meisten Investoren hauptsächlich interessiert sind, ist, ob das Team die Erfahrung hat, die es zu haben behauptet. Zudem möchten sie wissen, ob es ein Produkt oder eine Vorgesellschaft gibt. Schließlich interessieren die Investoren auch die zu erwartenden Profite, die Umsätze und natürlich die Frage, ob die mitgeteilten Zahlen auch stimmen.

Alles andere ist zweitrangig und kann in die Frage nach der jeweiligen Risikobereitschaft der Investoren einbezogen werden. Demgegenüber verlangt die SEC die Auflistung aller möglichen Risiken, etwa, ob eine zufällig auftretende Überschwemmung die Büros des Unternehmens vernichten könnte.

Der neue Ansatz der AMF scheint sich derzeit in der Abschlussphase zu befinden. Damit unternimmt Frankreich den vielleicht größten strategischen Schritt seit London während des BitLicense-Debakels Blockchainunternehmen willkommen hieß.

London wurde damals zur Fintech-Welthauptstadt gekürt und übernahm den Titel „Weltfinanzhauptstadt“ von New York. Wenn Paris wirklich fortfährt und sein freiwilliges ICO-Lizenzregelwerk einführt, könnte sich die Geschichte wiederholen.

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